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Rezensionen zu
Revanche

Kiko Amat

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€ 17,00 [D] inkl. MwSt. | € 17,50 [A] | CHF 23,90* (* empf. VK-Preis)

»Im Grunde seines Herzens ist niemand ein Schuft« (S. 50). Amador und El Cid verbindet eine lange Freundschaft, die beiden sind unzertrennlich. Aufgewachsen in zerrütteten Familienverhältnissen, landen die beiden schließlich an der Spitze einer kriminellen Vereinigung – den Lokos, einer gefürchteten Hooligan-Gruppierung des FC Barcelona. Schutzgelderpressung, Gewaltdelikte und Drogenhandel stehen in diesem Milieu an der Tagesordnung. Wer stört oder nicht der Hooligan-Norm entspricht, wird aus dem Weg geräumt. Dabei haben Amador und El Cid selbst ein Geheimnis, welches sie das Leben kosten könnte. Während einer illegalen Aktion trifft Amador auf César, einen ehemaligen Rugbyspieler, der inzwischen seinen Lebensunterhalt als Auftragskiller bestreitet. Er möchte die Opfer rächen. Das Cover deutet es schon an – hier geht es gewalttätig zu. Was mich an den Büchern von Kiko Amat so fesselt, sind die Figuren, die sich aus ihren Lebensumständen entwickeln, auf die schiefe Bahn geraten und es nicht leicht haben. Amador und El Cid werden beide von ihrer Vergangenheit geprägt und leben in einer Gegenwart, in der sie nicht alle ihrer Facetten preisgeben dürfen. Die von Kiko Amat beschriebene Szene, in der sich Amador und El Cid aufhalten – in der sie die Regeln machen – beugt die beiden auch gleichzeitig. Hart, härter, Hooligans! Gleichzeit kommt es immer wieder zu zärtlichen Annäherungen der beiden. »Auf einmal willst du noch eins: mit ihm schlafen, eng umschlungen, wie zwei ineinander verkeilte Löffel, dann morgens miteinander frühstücken und nachmittags ins Kino, einfach zusammen sein in dieser beschissenen Fantasiewelt, die du dir manchmal erträumst« (S. 244). Sprachlich hat dieses Buch viel zu bieten. Die Sprache ist vulgär, zärtlich und witzig. Kiko Amat fängt all die verschiedenen Momente und Handlungen sehr gut ein. Der Schreibstil ist direkt, ohne Umschweife kommt der Autor zum Punkt, die derbe Sprache passt ideal zum Setting einer Hooligan-Gruppierung. Zu Beginn des Buchs ist mein Lesetempo deutlich gedrosselt, da sich einige Figuren im Buch einen von Kiko Amat ausgedachtem Vokabular dem sogenannten Lokoslingo bedienen. Zu Beginn werden die zentralen Begriffe des Loko-Slangs übersetzt. Je weiter mein Lesefortschritt, desto flüssiger lässt sich das Buch lesen und nach ca. 50 Seiten musste ich kaum mehr zur bereits erwähnten Übersetzungstabelle blättern. Erzählt wird die Geschichte um Amador und César in zwei sich abwechselnden Erzählsträngen. Der Erzählstil ist hierbei unterschiedlich. Während Amadors Erzählstrang in der Du-Perspektive geschrieben ist, richtet sich die Erzählstimme bei César nicht konkret an die Leser:innenschaft. Inhaltlich haben mich definitiv die Kapitel mit Amador mehr eingefangen und diese habe ich beim Lesen auch als deutlich stärker empfunden. Kiko Amat liefert mit Revanche einen spannenden Roman, der ehrlich gesagt nicht ideal zu meinem sonstigen Leseverhalten passt, daher fällt es mir schwer eine Empfehlung auszusprechen. Das Augenmerk liegt hier definitiv auf den Tätern, dabei sind sie selbst auch Betroffene ihrer Umstände. Diese Spannungen hat Kiko Amat sanft in ein brutales Setting gehämmert. Daher hat mich die Geschichte auch so gefesselt. Die sanften Töne in diesem düsteren Setting haben mich begeistert. CN: Gewalt, Alkohl- und Drogenkonsum, Vergewaltigung, Homofeindlichkeit.

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Kiko Amat - Revanche (btb Verlag) - Milieustudie und Familiendrama so gewalttätig wie ein Grizzly auf PCP - Du bist Amador. Fran Amador. Vize-Capo der Lokos. Einer Gruppe hochkrimineller, psychisch gestörter Hooligans und skrupelloser, gewaltliebender Anhänger des FC Barcelona. Bekannt für Drogen- und Immobilienhandel, Gewaltdelikte und Schutzgelderpressung im ganz großen Stil, deren Alltag sich aus Gegner klatschen, Territorien gegen fremde Dealer verteidigen und Warnungen erteilen zusammensetzt. Ähnlich den Narcos in Südamerika. Mit Fußball hat das ganze wenig zu tun. 1972 geboren und aufgewachsen Mitten im Elend einer kaputten Welt, bist du indes ein wenig in die Jahre gekommen, pflegst aber nach wie vor deine Neigung zu unkontrollierten Gewaltausbrüchen. Du bewahrst ein Geheimnis, das deinen Tod bedeuten würde und sitzt mit deinem Capo Alberto Cid, genannt "El Cid", Diego Sáez, sowie Mikrobe vor einem Hotel in einem Auto und beobachtest einen Typen mit zwei Grazien. Einen Typen, der euch euer Geschäft streitig machen will. Alles, was ihr davon haltet, landet in seinem Gesicht. Ihr nehmt ihn mit, in eine verlassene Lagerhalle. Er ist gefesselt, bewusstlos, blutet. Du sägst an seinem Daumen. Er wacht wieder auf, verliert erneut das Bewusstsein und in dem Moment auch seinen Daumen. Der spanische Schriftsteller und Journalist Kiko Amat (eigentlich Francisco de Asís Amat Romeu) nutzt seinen eigenen Slang, mit einem selbst erfundenen Wortschatz, den er Lokoslingo nennt und der innen auf der Umschlagseite seines neuesten Werkes übersetzt ist. Es sind allerdings nur ein paar vereinzelte Wörter. Überhaupt pflegt der, 1971 in Sant Boi de Llobregat, in der Provinz Barcelona geborene Allrounder einen, von subtilem Sarkasmus getriebenen, schmutzigen, kaputten, asozialen, rauen, vulgären, verschlagenen und obszönen Umgangston, der nach Körperverletzung, Sexismus, Vandalismus und Vergeltung schreit. Explizit und endgültig. Amats Sprache ist ungemütlich wie eine Backpfeife, trotz des "Slangs" aber leicht verständlich. Ein Beispiel gefällig? Here We go: "Ganz vorn stehen ein paar fröstelnde Engländerinnen mit winzigen Klodagefetzen, die wie durch ein Wunder ihre Ausscheidungsorgane und Brustwarzen bedecken." Zitat S. 99 (Klodagefetzen = Kleidungsstücke) César Beltrán, einstmals große Hoffnung seines Rugby-Clubs, ist Auftragskiller. Das führt den Problemlöser zu einem Vergewaltiger. Er liest ihm die Anklagepunkte vor und bestraft ihn anschließend mit einem Hammer. Einen Pädophilen erdrosselt er und wirft ihn aus dem siebten Stock. Als seine 49 Jahre alte, Alkohol und Drogen nicht abgeneigte Schwester Paloma und deren 15-jährige, fast komplett taube Tochter Lucía bedroht werden, nimmt César den bockigen Teenager vorübergehend bei sich auf. Von seinem Auftraggeber Fundador will er Informationen über einen Kerl namens Diego Sáez. Diego Sáez war der Ex seiner Schwester Paloma. Er ist bei den Lokos und hat ihnen eine Menge Geld entwendet. Die Lokos, die jede noch so kleine Provokation von außen zum Anlass nehmen, ein Exempel zu statuieren, einen Gewaltexzess vom Zaun zu brechen oder einfach mal Dampf abzulassen, wollen von Césars Schwester wissen, wo Diego steckt. Paloma wird dabei schwer gebeutelt und mehrfach in die Mangel genommen. Hier schließt sich der Kreis. Eine Spirale aus anschwellender Gewalt entbrennt, beginnt sich schneller und schneller zu drehen, um so manches blutverschmiertes, verstümmeltes und gefoltertes Opfer achtlos in die Gosse zu rotzen. Bis eine Grenze überschritten wird, César auf Amador trifft und die beiden Psychopathen ihre ohnehin hanebüchene Prinzipien über Bord werfen. "Er war dem Alkohol ausgeliefert. Wie ein Hundewelpe seine Lumpenpuppe malträtiert, durch die Gegend schleift und dann irgendwo fallen lässt, so tat es der Schnaps mit dem wehrlosen Körper des Franzosen." (Zitat S. 263) "Wie es schien, war dir das Händchen für die Umverteilung von Eigentum in die Wiege gelegt." (Zitat S. 263)...

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